INHALT
TEIL EINS
FINDEN SIE ERFÜLLUNG und RESPEKTIEREN SIE IHRE INNEREN BEDÜRFNISSE
1 Das Spiel des Paradoxen
2 Die Suche nach dem Gleichgewicht
3 Grenzen setzen
4 Unterstützung annehmen und allein fliegen
TEIL ZWEI
VERSCHENKEN SIE SICH und RESPEKTIEREN SIE IHR HERZ
5 Besser als größer
6 Was geben wir und wann geben wir?
7 Die Magie des Fließens
TEIL DREI
BEFREIEN SIE SICH SELBST und AKZEPTIEREN SIE ES, WENN ETWAS ZU ENDE GEHT
8 Weit geöffnete Augen
9 Ehrlich mit den eigenen Gefühlen umgehen
10 Wenn der Weg zu Ende ist
11 Die Last ablegen und losfliegen
TEIL VIER
FEIERN SIE SICH SELBST und RESPEKTIEREN SIE IHRE EIGENE STIMME
12 Ihre ganz besondere Note
13 Tragen Sie Schuhe, die Ihnen passen, und bestimmen Sie Ihr Tempo selbst
14 Immer wundervoller
15 Erweitern Sie Ihre Vision des Möglichen
ZUR REFLEXION:
SCHLÜSSEL ZUM GLEICHGEWICHT
Achten Sie auf Warnsignale
Mit sieben Schritten im Gleichgewicht bleiben
Machen Sie den Lackmus-Test
Mit sieben Schritten gesunde Grenzen setzen
Soll ich um Hilfe bitten oder muss ich es allein schaffen?
Sechs Werkzeuge, um Ihr Herz durch Geben zu achten und zu respektieren
Den eigenen Gefühlen begegnen
Überprüfen Sie Ihre Vitalzeichen und respektieren Sie das Feedback
Reue ablegen
Die eigene Stimme achten und respektieren
Sieben Strategien, um im Zweifelsfall für sich selbst zu stimmen
Danksagung
Anmerkungen
Über die Autorin
EINFÜHRUNG DER AUTORIN
Wir sind dazu berufen zu geben, und zwar freudig, aber das Leben fordert uns zugleich auf, die Kunst des Gleichgewichts zu meistern. Wir haben die Pflicht, nicht nur anderen etwas zu geben, sondern auch uns selbst und zugleich müssen wir anerkennen, dass wir diese Gaben ebenfalls verdient haben. Wir haben die Pflicht, sowohl andere als auch uns selbst zu achten und zu respektieren. Warum ist das so schwierig? Wir haben eine falsche Auffassung vom Geben geerbt, einen Irrglauben, der tief in uns verwurzelt ist und uns zwingt, einseitig an das Leben heranzugehen. Es ist, als versuchten wir, in einer Zwangsjacke auf dem Seil zu tanzen: Wir können uns nicht frei in die eine oder andere Richtung neigen, um unser Gleichgewicht wiederzuerlangen. Doch es gibt einen Ausweg aus diesem Dilemma, der über die alten, abergläubischen Auffassungen hinausführt, hin zu der Magie, die darin liegt, sich selbst zu achten und zu respektieren. Um diesen Weg zu gehen, müssen wir durch die Tür treten, die zu jeglicher Weisheit führt: die Tür des Paradoxen.
KAPITEL 1: DAS SPIEL DES PARADOXEN
Widerspreche ich mir?
Na schön, dann widerspreche ich mir eben.
(Ich bin grenzenlos, in mir ist Unendliches enthalten.)
WALT WHITMAN
Das Leben ist selten oder sogar niemals eine Gleichung, die aus »entweder oder« besteht. Sowohl theoretisch als auch praktisch ist das Leben voller Widersprüche paradox. Es ist ein Balanceakt zwischen rivalisierenden Spannungen, die um unsere Zeit, unsere Energie und unsere Aufmerksamkeit buhlen und uns unbedingt davon überzeugen wollen, dass wir nur entweder das eine oder das andere wählen können.
Jeden Tag werden wir mit diesem Dilemma konfrontiert. Sollen wir mehr Zeit mit unserer Familie verbringen oder unsere Karriere aufbauen? Sollen wir experimentieren und Risiken eingehen, oder sollen wir alles genauso machen, wie man es schon immer gemacht hat? Brauchen unsere Kinder mehr Freiheit oder mehr Aufsicht? Sollen wir von zuhause wegziehen oder in der Nähe unserer Lieben bleiben? Was ist besser: Zusammenarbeit oder Konkurrenz? Sollen wir über andere bestimmen, oder ist es besser, sie zu fördern? Sollen wir alles im Alleingang schaffen oder um Unterstützung bitten? Großzügig sein oder uns abgrenzen? Ruhig bleiben oder einen Gegenangriff starten?
Uralten Überlieferungen nach sind Spannungen nicht nur ein natürlicher Teil des Lebens, sondern das Leben selbst. Es ist die dynamische Spannung von Gegensätzen, die die sich ständig verändernden und sich weiterentwickelnden Komponenten des Universums gebiert und erhält. Die Interaktion der Gegensätze, symbolisiert vom wirbelnden schwarzweißen Kreis des Tai Chi, ist ein Beispiel für das universelle Prinzip, demzufolge die eine Hälfte des Ganzen nicht ohne die andere existieren kann.
Beide Aspekte dieses Bildes vervollständigen den Kreis der Ganzheit. Wir brauchen beides: Tag und Nacht, männlich und weiblich, Bewegung und Ruhe, die linke und die rechte Gehirnhälfte, die Einzelheiten und die Gesamtheit, Zielgerichtetheit und Flexibilität. Ohne das dynamische Zusammenspiel dieser machtvollen Paare gibt es nur Stagnation, Verfall und letzten Endes den Tod. Die kreative Spannung, die ich als das Spiel des Paradoxen bezeichne, ist für Leben und Wachstum absolut notwendig.
DER ROTE FADEN
Was ist ein Paradoxon? Zu einem Paradoxon gehören zwei Elemente, Wahrheiten, Prinzipien oder Aspekte, die einander zu widersprechen scheinen, aber beide gültig sind. Sprichworte wie: »Es war die beste und die schlimmste Zeit«, »Alle guten Anführer sind Diener« oder »Je mehr man lernt, desto mehr begreift man, wie wenig man weiß« sind paradox. Das Geheimnis und die Bedeutung, die Komödien und die Tragödien des Lebens beruhen auf dem Paradoxen. Seine leidenschaftlichsten Verfechter sind Wissenschaftler (die immer noch versuchen, die Paradoxa der Physik zu lösen), Komödianten (die sich ihren Lebensunterhalt damit verdienen, auf die Widersprüche des Lebens hinzuweisen) und Mystiker, die glauben, dass wir einen Blick auf die spirituelle Welt erhaschen können, obwohl wir uns auf der physischen Ebene befinden: das größte Paradoxon von allen.
Östliche und westliche Weise sprechen oft davon, wie es ist, innerhalb eines Paradoxons gefangen zu sein. Sie beschreiben dies dergestalt, dass wir gezwungen werden, über unser enges Denken hinauszugehen. Sie sagen uns, dass die widersprüchlichen Spannungen des Lebens einander gar nicht widersprechen, sondern ergänzen, und dass sie einander nicht ausschließen, sondern einschließen. Das Leben, sagen sie, besteht nicht aus diesem oder jenem, sondern aus diesem und jenem.
Das Paradoxon zieht sich wie ein roter Faden durch die spirituellen Überlieferungen der ganzen Welt. Der heilige Franziskus spielte zum Beispiel darauf an, als er sagte: »Nur durch das Geben empfangen wir, und nur durch den Tod werden wir ins ewige Leben geboren.« Buddha erklärte seinen Schülern, dass es für ihr spirituelles Wachstum notwendig war, sich ins Sangha (in die Gemeinschaft) zu flüchten, aber rätselhafterweise riet er ihnen zugleich auch: »Suche in niemandem außer in dir selbst nach Zuflucht.« Lao-Tse, der chinesische Weise und Gründer des Taoismus, lehrte: »Wer leer ist, ist erfüllt
Wer nichts besitzt, ist reich.« Jesus warnte: »Seid darum klug wie die Schlangen und unschuldig wie die Tauben.«
Waren diese großen Lehrer etwa nur verwirrt? Hat jemand bei der Übersetzung ihrer Worte Fehler gemacht? Absolut nicht. In den Schriften und im Leben der Weisen überwiegt das Paradoxe. Es ist sogar eine ihrer wichtigsten Lektionen, dass wir die Spannung der Gegensätze nicht ignorieren oder leugnen können, denn auf ihr beruht das ganze Universum. Der Sufi-Mystiker Rumi fasste es folgendermaßen zusammen: »Gottes Lehrmethode ist der Gegensatz, damit wir statt nur einem Flügel zwei zum Fliegen haben.«
Paradoxa wird es immer geben. Wir können ihnen nicht entkommen, wir können sie nur akzeptieren und uns mit ihnen vereinigen. In Wirklichkeit sind die scheinbaren Gegensätze nämlich zwei Seiten derselben Medaille und wurden dazu geschaffen, harmonisch miteinander zu wirken.
Das Prinzip des Paradoxen hat nichts mit Konfessionen zu tun. Egal, welchem kulturellen Hintergrund oder welcher Tradition wir auch entstammen wir werden immer damit konfrontiert werden. Unsere Aufgabe besteht laut den Weisen darin, zu lernen, wie man sich dem Fluss, dem Auf und Ab des Lebens überlässt, denn das Universum fordert uns dazu auf, zuerst der einen und dann der anderen Seite des Paradoxons zur rechten Zeit und am rechten Ort unsere Aufmerksamkeit zu widmen. Wie ein erleuchteter Pandit einst sagte: »Selig sind die Flexiblen, denn ihre Form wird nicht gesprengt werden.«
KAPITEL 3 GRENZEN SETZEN
Es ist eine armselige Sache, wenn man versucht, anderen etwas Gutes zu tun,
aber nicht genügend Substanz hat, um ihnen etwas von sich selbst zu geben.
RABINDRANATH TAGORE
»Ich habe eine Frage«, sagte die junge Frau im Meditationskreis und schob eine Haarsträhne zur Seite, die ihr ins Gesicht gerutscht war. Sie warf ihrem Freund, der neben ihr saß, einen Blick zu, und der nickte ermutigend. »Es hat mit Termiten zu tun«, sagte sie.
Mein Mann und ich befanden uns auf einer Reise durch Nordkalifornien und hatten uns auf Einladung seines Onkels für diesen Abend einer wöchentlichen Meditationsgruppe angeschlossen. An dem Abend saßen etwa ein Dutzend Leute mit ihrem langjährigen Meditationslehrer im Kreis herum Junge und Alte, Singles und Paare aus verschiedensten Lebenssituationen. Nach der Meditation hatte jedes Gruppenmitglied Gelegenheit, etwas zu sagen.
»Wir erleben gerade eine Krise«, fuhr die junge Frau fort, während alle intensiv zuhörten. »Wir bejahen das Prinzip, dass man mit jeder Lebensform Mitgefühl haben soll und dass man sich bemühen soll, kein Lebewesen zu verletzen. Aber wir haben festgestellt, dass unser Haus von Termiten befallen ist, und wir wissen nicht, was wir machen sollen. Es scheint Unrecht zu sein, sie zu töten.«
John, der Meditationslehrer, schwieg für einen Moment und fragte dann: »Was würde passieren, wenn ihr den Termiten erlaubt, zu bleiben?«
»Dann würden sie die ganze Bausubstanz unseres Hauses zerstören«, antwortete der Freund des Mädchens, der ebenso verstört war wie sie. »Das ganze Haus würde einstürzen. Wir könnten nicht mehr darin wohnen, und natürlich würde auch niemand das Haus kaufen wollen. Und ich vermute, die Termiten könnten sich fortpflanzen und auch andere Häuser in der Nachbarschaft zerstören.«
John erklärte der Gruppe, dass das Ideal der Gewaltlosigkeit uns auffordert, Leben zu schützen und kein Lebewesen zu verletzen, dass es aber nicht von uns verlangt, den gesunden Menschenverstand in den Wind zu schießen oder jeden Sinn fürs Praktische aufzugeben. Dann tat er das, was alle guten Lehrer am besten können. Er stellte Fragen. »Wenn jemand versuchen würde, Ihre Frau zu vergewaltigen oder Ihren Mann zum Krüppel zu schlagen oder Ihr Kind zu entführen, würden Sie das zulassen?«, fragte er. »Wenn ein Mörder Ihr Haus betritt und Sie nichts unternehmen, um ihn aufzuhalten, schützen Sie dann das Leben Ihrer Familie bewahren Sie dadurch Lebewesen vor Schaden? Wenn ein Insekt eine Krankheit überträgt, die viele Menschen umbringen wird, wäre es dann richtig, den Krankheitsüberträger zu töten, um die Gemeinschaft zu erhalten? Wenn die Termiten Ihr Haus zerstören, wessen Leben opfern Sie und wessen Leben retten Sie? Jeder von uns muss diese Fragen für sich selbst beantworten.«
Vielleicht erscheint die Frage, ob man Termiten ausrotten soll oder nicht, ein wenig aberwitzig, doch im Grunde verdeutlicht dieses Beispiel viele unserer Konflikte. Haben Sie sich jemals folgende oder ähnliche Fragen gestellt: Wie weit soll ich die Situation noch eskalieren lassen, bevor ich einen Schlussstrich ziehe? Tue ich das Richtige, wenn ich mich aufopfere, oder gefährde ich damit das, was mir am wichtigsten ist? Wenn ich diesem Menschen so viel von mir gebe, um ihn zu unterstützen, hemme ich ihn dann in Wahrheit nicht und mich selbst ebenfalls? Susan, eine ehemalige Nachbarin von mir, stellte eines Tages fest, dass das Glück ihres Sohnes und auch ihr eigenes Glück von der Antwort auf letztere Frage abhingen.
INVESTIEREN SIE IN SICH SELBST
Als alleinerziehende Mutter war Susans Lebensgrundlage die Selbstaufopferung. Sie glaubte daran, dass Geben das Tor zum Gutsein ist und dass alles gut werden würde, wenn sie nur genug gab. Ihr Sohn Jake war schon immer schüchtern gewesen und hatte Kontaktprobleme, und dieser Charakterzug hatte sich, als er Anfang zwanzig war, noch immer nicht geändert. Er wollte nicht aus dem Haus gehen, es hielt ihn nie längere Zeit am selben Arbeitsplatz und manchmal hatte er sogar gewalttätige Zornausbrüche.
Susan machte sich mehr und mehr Sorgen um ihn und dachte, dass es ihm vielleicht helfen würde, wenn sie ihre Arbeit künftig zuhause erledigte, denn dadurch konnte sie ein Auge auf ihn haben, ihn besser unterstützen und außerdem mitbekommen, was tatsächlich vorging. Doch trotz aller Opfer, die sie brachte, verbesserte sich Jakes Zustand nicht, und schließlich beschloss sie, fachmännischen Rat einzuholen. Susan begriff, dass sie drastische Schritte unternehmen musste. Sie schlug Jake vor, zur Probe in eine Gemeinschaftswohnung zu ziehen, die nicht allzu weit von ihrem Wohnsitz entfernt lag. Widerstrebend stimmte Jake zu. Dieser einfache Trennungsschritt wurde zu einem Katalysator, der bei Mutter und Sohn eine Transformation auslöste. Innerhalb weniger Monate entwickelte sich in beider Leben ein deutlicher Aufschwung.
»Ich war zu seiner Krücke geworden«, gab Susan mir gegenüber später zu, als sie sah, was für große Fortschritte ihr Sohh in der richtigen Umgebung machte. Sie sagte, die Antwort liege nicht immer darin, es unseren Kindern so bequem wie möglich zu machen. Eine Zeit lang war es richtig gewesen, Jake uneingeschränkt zu unterstützen, aber dieser Zeitabschnitt dauerte nicht ewig. Nun lernte sie, dass sie ihrem Sohn weniger geben musste, um ihm mehr zu geben. Sie lernte, das Paradoxon zu bejahen.
Die neu gesetzten Grenzen erlaubten es Susan außerdem, ihr eigenes Leben kritisch zu betrachten. Sie begriff, dass sie aufgrund ihres Glaubens, dass »Selbstaufopferung alle Probleme löst«, ihr eigenes Leben zum Stillstand gebracht hatte. Nun hatte sie mehr Zeit und konnte sich selbst wieder Aufmerksamkeit entgegenbringen, und erst dadurch stellte sie fest, dass sie mit ihrer beruflichen Laufbahn eigentlich unzufrieden war. Ihr gefiel nicht einmal mehr ihre Wohngegend, und sie brauchte dringend neue Perspektiven. Als sie sicher war, dass Jake sich in seiner neuen Umgebung gut eingelebt hatte, begann sie sich nach einem neuen Wohnort umzusehen. Fünf Monate später war sie zum Umzug bereit. Als ich mich von Susan verabschiedete, war sie voller Energie und sah glücklicher aus, als ich sie jemals zuvor gesehen hatte.
IRRGLAUBE
Ich unterstütze die Menschen, die ich liebe, am meisten, wenn ich mich für sie aufopfere.
MAGIE
Um mehr zu geben, muss ich manchmal weniger geben.
In einem Interview mit Forbes.com sprach der legendäre Management-Guru Peter Drucker im Alter von 95 Jahren über Grenzen und sagte, das Wichtigste für einen Chef sei die Fähigkeit, Nein zu sagen. »Erklären Sie mir nicht, was Sie machen«, sagte er. »Sagen Sie mir, was Sie nicht mehr machen.« Chefs, die zu allem Ja sagen, sind sehr beliebt, fuhr er fort, aber sie erreichen nichts. Drucker riet den Chefs, höchstens zwei Prioritäten auf einmal zu haben, und sprach über die Wichtigkeit, Dinge, die wir nicht gut können, zu delegieren. »Versuchen Sie nie, Experte für etwas zu sein, das Sie nicht wirklich beherrschen«, sagte er. »Bauen Sie auf Ihren Stärken auf und finden Sie starke Mitarbeiter, die die übrigen notwendigen Aufgaben erledigen können.«
Wir alle sind Chefs und Führungspersonen wenn nicht im Beruf, dann zumindest in unserer Gemeinschaft, in unserer Familie oder im allerwichtigsten Bereich: in unserem eigenen Inneren. Sie führen im buchstäblichen Sinn Ihr eigenes Leben. Ob im Beruf oder im Alltag: Sie allein entscheiden, wie Sie die Ressourcen, die Sie mitbekommen haben, einsetzen und die allerwichtigsten Ressourcen sind Ihre Zeit, Ihre Energie und Ihre Aufmerksamkeit. Von Ihrer Entscheidung darüber, was Sie damit anfangen wollen und was nicht, hängt es ab, ob Sie prächtig gedeihen oder lediglich mit knapper Not überleben werden.
Wie erfolgreiche Geschäftsleute müssen auch Sie das richtige Maß Ihrer Ressourcen in sich selbst reinvestieren. Abgesehen davon, dass Sie anderen helfen und ihnen etwas geben ernähren und fördern Sie auch Ihr eigenes inneres Kraftwerk, das die gesamte Maschinerie Ihres Lebens am Laufen hält? Oder laugen Sie sich aus und kämpfen Sie sich ab, weil Sie sich zuviel abverlangen? Wenn Sie versuchen, zu viel auf einmal zu tun, ersticken Sie sich vielleicht selbst so beschrieb jedenfalls Drucker die Leute, nach deren Lebensauffassung man zu allem Ja sagen muss. Gesunde Grenzen zu ziehen ist nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit.
SCHLÜSSEL ZUM GLEICHGEWICHT:
ACHTEN SIE AUF WARNSIGNALE
Der erste Schritt, Ihr Leben wieder ins Gleichgewicht zu bringen, besteht darin zu erkennen, wann Sie überhaupt aus dem Gleichgewicht geraten. Welcher Art sind die Warnsignale, die immer wieder in Ihrem Leben auftauchen, um Ihnen zu sagen, dass Ihr Leben zu einseitig wird? Hier folgen ein paar typische Warnsignale, die Ihnen helfen sollen, sich die Boten deutlicher bewusst zu machen, die in Ihr Leben getreten sind, um Ihnen zu zeigen, wo Sie etwas ausgleichen müssen.
- Länger andauernde Spannung oder Nervosität. Spannung ist an sich nichts Schlechtes. Sie treibt uns zu Taten an und führt zu Durchbrüchen. Länger andauernde Spannung jedoch, besonders wenn wir sie im Körper spüren, kann ein Signal dafür sein, dass wir uns zu sehr verausgabt haben dass wir nicht auf unsere inneren Bedürfnisse achten und unsere Reserven aufbrauchen. Manche von uns sind daran gewöhnt, sich selbst ständig an den zweiten oder dritten oder gar letzten Platz zu stellen, und wir sind darauf abgerichtet, die Signale zu ignorieren. Sie können diese Gewohnheit durchbrechen, indem Sie aufmerksam darauf achten, ob Sie sich unter Spannung oder nervös fühlen. Wenn Sie eine Spannung spüren, dann machen Sie sich dies bewusst. Bewusstwerden ist der erste Schritt, sich selbst zu achten und zu respektieren.
- Mangelnde Konzentration. Wenn Sie Ihre Bedürfnisse nicht erfüllen, werden Ihr Verstand und Ihre Gefühle Ihnen Streiche spielen. Ich habe festgestellt: Wenn ich mir nicht genug Zeit für Spiel und Spaß nehme, dann sabotiere ich mich selbst. Ich kann nicht still sitzen, lasse mich ablenken und schiebe alles vor mir her. Ich beschließe, mir ein paar spielerische Momente nicht zu gönnen, um mich auf die vor mir liegende Aufgabe zu konzentrieren, aber letzten Endes erreiche ich damit genau das Gegenteil. Ich habe es mir unmöglich gemacht, mich zu konzentrieren, weil meine Bedürfnisse nicht erfüllt worden sind. Das Ergebnis ist, dass ich alle möglichen Ausreden erfinde, um nicht zur Konzentration zu kommen (der Garten muss gejätet werden, ich muss das Geschirr aufräumen, die Katze braucht eine Massage), und dann kritisiere ich mich, weil ich mich nicht konzentriere. Stellen Sie ganz sicher, dass Sie sich regelmäßig erfrischen und erneuern, damit Sie sich nicht unbewusst selbst sabotieren.
- Meckern. Sich beklagen und nörgeln kann eine spezielle Kommunikationsmethode sein. Oft ist das Meckern lediglich ein Kode, der bedeutet: »Ich habe unerfüllte Bedürfnisse, und du merkst es gar nicht.« Es ist eine Ausdrucksform, die eigentlich besagt: »Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich Bedürfnisse habe, aber da du meine unausgesprochenen Signale nicht registrierst, muss ich mein Unglücklichsein auf andere Weise ausdrücken.« Wir beklagen uns über die Kleider auf dem Boden oder über das Geschirr in der Spüle, aber in Wahrheit wollen wir sagen, dass wir Hilfe, Unterstützung oder eine Pause brauchen. Wenn Sie sich oder andere meckern hören, dann ist es Zeit, behutsam nachzufragen, was Sie (oder den anderen) eigentlich unglücklich macht, und dann den Antworten gut zuzuhören.
- Physische und emotionale Symptome. Wenn Sie sich nicht die Aufmerksamkeit entgegenbringen, die Sie brauchen, dann können Ihr Körper und Ihre Emotionen auf ganz unterschiedliche Weise darauf reagieren. Achten Sie auf Reaktionen, die für Sie typisch sind. Sind es verspannte Schultern, häufiges Seufzen, Kopfschmerzen, ein Knoten im Magen, Schlaflosigkeit, Tränen, Zornausbruche, zu reichliches Essen, zu weniges Essen? Vergessen Sie nicht, dass diese Reaktionen an sich nichts Schlechtes sind. Sie erfüllen einen Zweck. Sie teilen Ihnen etwas mit. Der eigentliche Inhalt steckt immer hinter den Symptomen. Üben Sie sich darin, herauszufinden, was dahintersteckt.
MIT SIEBEN SCHRITTEN IM GLEICHGEWICHT BLEIBEN
Martha Graham, die gefeierte amerikanische Tänzerin und Choreografin des zwanzigsten Jahrhunderts, sagte einmal: »Ich glaube, dass wir durch Übung lernen. Ob das nun bedeutet, dass wir tanzen lernen, indem wir das Tanzen üben, oder ob wir das Leben lernen, indem wir üben zu leben die Prinzipien sind dieselben.« Hier folgen sieben Methoden, mit denen Sie das, was Sie über sich selbst erfahren, praktisch umsetzen können, damit Sie sich im Großen wie im Kleinen achten und respektieren.
Sie können die folgenden Grundsätze und die »Magie«-Leitsätze, die Sie im ganzen Buch verstreut finden, auch als Affirmationen benutzen. Sagen Sie sie in Gedanken auf oder sprechen Sie sie laut aus, um sich daran zu erinnern, dass Sie sich darauf konzentrieren wollen, über den Irrglauben hinauszugehen und die Magie zu erleben, die sich einstellt, wenn wir uns selbst respektieren und achten.
- Ich komme mit meinen Gefühlen in Berührung. Wenn Sie Ihre Bedürfnisse nicht zum Ausdruck bringen oder nichts unternehmen, um diese zu erfüllen, dann liegt das vielleicht daran, dass Sie zu Ihren Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen gar keinen Kontakt haben. Üben Sie sich darin, sich jeden Tag aufs Neue zu fragen: »Wie fühle ich mich in diesem Moment? Was brauche ich in diesem Moment am meisten? Wodurch würde ich mich froher und friedvoller fühlen?« Gerade die kleinen Dinge können den größten Unterschied bewirken, wenn Sie sie täglich tun. Jede Handlung, mit der Sie sich selbst achten, sendet außerdem den anderen ein Signal darüber, was Sie Ihrer Meinung nach verdienen und folglich auch darüber, wie Sie gern behandelt werden möchten.
- Eliminieren Sie das Entweder-Oder-Denkschema. Ertappen Sie sich dabei, wenn Sie in das Entweder-Oder-Denkschema verfallen, das darauf abzielt, Sie aus dem Gesamtbild auszuklammern. Vielleicht hören Sie sich selbst Dinge sagen wie: »Ich muss mich sofort um diese Situation kümmern, darum habe ich momentan keine Zeit für mich.« »Ich muss mich zwischen ihm und mir entscheiden, und ich kann ihn nicht im Stich lassen.« Wenn wir in das Denkschema verfallen, es müsse entweder das eine oder das andere sein, sind es normalerweise leider unsere eigenen Bedürfnisse, die unter den Teppich gekehrt werden. Wenn Sie spüren, dass ein Entweder-Oder-Krieg bevorsteht, dann sagen Sie sich: Ich habe das Recht und die Pflicht, mir selbst etwas zu geben. Wenn ich bedürftig bin, dann muss ich etwas empfangen.
- Ergreifen Sie vorbeugende Maßnahmen. Handeln Sie, bevor Sie sich in einer einseitigen Auffassung des Gebens und Nehmens verfangen. Wenn Sie beispielsweise wissen, dass Sie dazu neigen, einmal wöchentlich Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Schulterschmerzen zu bekommen, dann seien Sie vorausplanend aktiv und sorgen Sie für sich. Sorgen Sie dafür, dass Sie von Ihrem Schreibtisch aufstehen und sich strecken, eine Pause einlegen, körperliche Übungen machen oder regelmäßig eine Massage einplanen. Nehmen Sie sich die Zeit, sich regelmäßig selbst durchzuchecken. Schreiben Sie sich ein entsprechendes Memo in ihren Terminkalender, damit Sie es nicht vergessen.
- Ich überprüfe mein ganzes Selbst. Wir haben auf allen vier Lebensebenen Bedürfnisse: körperlich, emotional, mental und spirituell. Wenn Sie sich also selbst durchchecken, dann überprüfen Sie jede Ebene einzeln und fragen Sie: »Welcher Teil meiner selbst braucht im Augenblick besondere Aufmerksamkeit?« Falls Sie sich auf emotionaler Ebene verwundbar fühlen, sollten Sie vielleicht in einem Gespräch mit einem Freund oder einer Freundin Unterstützung suchen. Falls Sie müde sind, brauchen Sie vielleicht mehr Ruhe oder mehr sportliche Aktivität. Sind Sie gedanklich gelangweilt, sollten Sie nach einem neuen Anreiz oder einer neuen Herausforderung suchen, indem Sie beispielsweise einer Veranstaltung beiwohnen, sich ein neues Hobby zulegen oder einen Kurs belegen. Falls Sie sich spirituell leer fühlen und keinen Sinn in Ihrem Leben sehen, dann unternehmen Sie etwas, das Sie wieder in Kontakt mit Ihrer geistigen Ebene bringt. Finden Sie heraus, welcher Teil Ihrer selbst eine Energiezufuhr braucht, und verpflichten Sie sich dann, diesen Teil wieder gesund zu pflegen.
- Ich feiere meine Siege. Wenn Sie eine gewisse Arbeitsmenge bewältigt oder ein Ziel erreicht haben, selbst ein kleines, dann belohnen Sie sich, indem Sie etwas unternehmen, das Spaß macht und verjüngend wirkt. Auch kleine Belohnungen einen Lieblingsfilm ansehen, sich selbst Blumen schenken, einem Theaterstück oder Konzert beiwohnen werden Ihnen dabei helfen, sich wertzuschätzen. Dies ist auch eine gute Übung darin, sich selbst etwas zurückzugeben und das innere Kraftreservoir wiederaufzufüllen.
- Ich mache einfache Schritte. Falls es für Sie schwierig ist, etwas anzunehmen, fangen Sie mit ganz kleinen Schritten an. In einer Lebensphase, in der ich finanzielle Probleme hatte, halfen mir diese Kleinkinderschritte dabei, aus meinem eingefahrenen Gleis auszubrechen. In dieser Zeit war ich mit mir selbst äußerst geizig und gestattete mir nur die grundsätzlichsten Notwendigkeiten. Die Welt um mich herum schien meine Strenge widerzuspiegeln. Als ich anfing, mir kleine Einkäufe zu erlauben, etwa etwas Köstliches zum Naschen oder ein neues Kleidungsstück, veränderte sich die Umwelt anscheinend und mehr Geld floss in mein Leben. Doch was sich in Wahrheit veränderte, war meine Einstellung. Indem ich mir selbst nichts gönnte, hatte ich im Prinzip definiert, wie ich behandelt werden wollte und wie die Welt aussah, in der ich leben wollte. Indem ich mir selbst etwas gönnte, veränderte ich das Erscheinungsbild der Welt, die ich mir wünschte. Welche kleinen Schritte könnten Sie regelmäßig tun, um die Welt zu definieren, in der Sie gern leben möchten?
- Ich nehme Komplimente an. Haben Sie die Angewohnheit, den Menschen, die Ihnen ein Kompliment machen, zu antworten: »Ach, das war doch nichts Besonderes!«, oder sagen Sie, wenn Sie ein unerwartetes Geschenk erhalten: »Das hättest du aber nicht tun sollen«? Wenn Sie von anderen keine Komplimente oder Geschenke annehmen können, dann signalisieren Sie ihnen und auch sich selbst, dass Sie es Ihrer Meinung nach nicht verdient haben, etwas zu bekommen. Und wenn es Ihnen schon schwerfällt, Komplimente oder Geschenke anzunehmen wie werden Sie dann erst auf den Überfluss, die Geschenke und die wundervollen Beziehungen reagieren, die das Universum Ihnen zuteil werden lassen möchte? Werden Sie dann auch sagen: »Oh, das hättest du aber nicht tun sollen«? Oder werden Sie sagen: »Danke! Ich bin dankbar, ich freue mich darüber, und ich bin bereit für mehr«?